so oder so


Per aspera ad astra "Non est ad astra mollis e terris via"

(Über raue Pfade gelangt man zu den Sternen)


Dienstag

Der Dirigent

1975

Wie in vielen Jahren fuhr Susi mal wieder nach Tirol, ein paar Tage abschalten, entspannen, klettern, Freunde treffen. Da ihre Eltern schon viele Jahre eine Zweizimmer - Wohnung dort hatten, konnten auch die Kinder diese immer mal für Ferien oder als Zwischenstation bei längeren Reisen, z.B. nach Italien, nutzen. Christina kam mit und natürlich die 16-jährige Babysitterin Martina, auf die sie sich immer voll verlassen konnte und die selig war, auf diese Weise zehn Tage kostenlosen Urlaub machen zu können, denn sie war noch in der Ausbildung.
Die Fahrt war lang, deshalb hatte Susi in der Nähe von Geiselwind ein Doppelzimmer bestellt, um allen eine Verschnaufpause zu gönnen, denn der alte VW musste ganz schön ran und Tina wurde trotz der Pausen unruhig, was ja ganz verständlich war.
Wie immer präsentierte sich der Gasthof zum Storchen in Prichsenstadt einladend, was durch den herzlichen Empfang von Brigitte und Lothar, den Besitzern  noch unterstrichen wurde.
Die Reisenden reckten und dehnten sich, um dann nach einer herzhaften Vesper einen Spaziergang zu machen.
„Du warst schon öfter hier?“ Martina hatte bemerkt, dass Susi und die Gastleute sich duzten.
„Ja, sehr oft, denn ich habe ja auch eine ganze Zeit in München und Bayreuth gelebt, da war es gut, hier auf dem Weg nach Hannover eine längere Pause einlegen zu können. Aber ich habe bisher nur einmal hier übernachtet, sonst nur Pausen gemacht.“
Ausgeruht und nach einem leckeren Frühstück ging am nächsten Tag die Fahrt weiter. Die nun langsam höher werdenden Berge entlockten der jungen Begleiterin oft ein Ah und Oh, da sie mit Eltern und Geschwistern nur in der Lüneburger Heide gewesen war und das ja das absolute Gegenstück in seiner flachen Landschaft zu diesen zum Teil majestätisch wirkenden Bergrücken war.
Als sich dann der alte Käfer endlich die Hänge durch schmale Serpentinen hochschob, waren alle von der Aussicht, Tina insbesondere von den weidenden Pferden und Kühen hingerissen
Die Hausbesitzer, Gerti und Sepp, auch Fritz, ihr Bergführer und langjähriger Freund, waren informiert und erwarteten sie mit einem herrlichen Abendessen.
„Susi, der Musiker ist wieder da, den du aus deiner Heimat kennst, aus dem Sauerland, wir können übermorgen eine Tour zusammen machen, hast du Lust?“
Welch eine Frage von Fritz, Susi sprang auf und tanzte herum, so sehr freute sie sich, den wesentlich älteren Mann wiederzusehen. Sie kannte ihn seit frühester Jugend, ergaben sich doch zwischen ihren Eltern und ihm viele Gespräche, die sich um die Musik drehten, wenn sie sich im Urlaub hier trafen. Sie kannten sich aus einer Begegnung in Herford. Später übernahm er in Susis Geburtsstadt als Dirigent ein Orchester und lebte ganz in der Nähe ihrer Lieblingstante. ....

Aus meinem Buch "Es begann in Tirol" (demnächst bei Amazon)