so oder so


Per aspera ad astra "Non est ad astra mollis e terris via"

(Über raue Pfade gelangt man zu den Sternen)


Donnerstag

Die Geliebte

Und Tschau

„Gehst du schon wieder?“
doch kein bisschen enttäuscht klang die Frage, als er mit einem flüchtigen Kuss  aus dem Bett rutschte,  nach einem kurzen Intermezzo im Bad in seine Jeans schlüpfte, einen letzten Schluck von dem nun kalten Kaffee kippte und sich ihr näherte.
„Du weißt doch, dass ich donnerstags mir nur diese 2 Stunden abknapsen kann, nun mach keine Show, das kann ich echt nicht brauchen, war  doch wieder OK.“
Er beugte sich über sie, ein schneller angedeuteter Kuss auf die Wange, an der Tür noch ein kleines Winken und schon hörte sie die Wohnungstür ins Schloss fallen.
Elke zog die Beine ganz an den Körper und die Decke über die Schultern, wütend versuchte sie, die aufsteigenden Tränen herunter zu schlucken, konnte aber nicht verhindern, dass eine winzig kleine in den Augenwinkel kroch, um dann ganz langsam eine feuchte Spur an der Nase entlang  bis zum Mundwinkel zu hinterlassen. Doch war es keine Traurigkeit, die das hervor lockte, sondern Wut auf sich, auf die Situation, auf den blöden Kerl und wieder auf sich, dass sie so feige war.
„Mist, ich bin zu blöde, warum habe ich wieder nichts gesagt, ich bin ein solcher Hornochse, wie kann man nur so abhängig sein, ich will ihn doch gar nicht mehr, ich will mein eigenes Leben mit echter Partnerschaft - oder auch ganz ohne -  leben, nicht  nur auf Knopfdruck, wenn es dem hohen Herrn gefällt, Montags, Donnerstags und Samstags!“
Sie sprang aus dem Bett, lief ans Fenster, denn nun müsste er den Parkplatz erreicht haben, ja, genau, da stand er, zündete sich eine Zigarette an und telefonierte.
Handy, klar, das ist die Lösung. Direkt vor ihr, auf dem Schreibtisch am Fenster lag ihr Handy. So, Adressbuch auf, seine Nummer, SMS schicken gewählt:
>Hallo Dieter, wieder einmal geht ein Tag vorbei, an dem ich nicht auf meine Kosten gekommen bin. Bitte, ruf mich nicht mehr an, komm nicht mehr vorbei, denn ich habe keine Lust mehr, nur noch Sorgentelefon oder Gebrauchsgegenstand deiner immer sehr kurzen Lust zu sein.
Geh demnächst mit deinen Problemen in der Firma zu deiner Frau, obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass es sie interessiert und für den Rest wird sie auch nicht viel Verwendung haben. Tschau Elke< Klick, absenden, klick…
Puh, geschafft  -  sie grinste, denn sie hatte beobachtet, dass er sein Gespräch beendete und gerade, als er ins Auto einsteigen wollte, wohl ihre Nachricht erhielt.
Ungläubig flog sein Blick zum Fenster hoch, doch sie fühlte sich sicher hinter der Lamellenjalousie, die sie herunter gelassen und in Schrägstellung belassen hatte.
Ihr Handy klingelte, endlos, wie ihr schien, dann Ruhe…nun ging das Telefon…
Pfeifend ging sie ins Badezimmer, stellte das Radio an und sich unter die Dusche, sang dampfend unter dem heißen Wasser den Oldie, der nun erklang mit, hörte das Klingeln an der Tür nicht mehr und fühlte sich so sehr befreit, so wohl, so unendlich leicht, endlich, nach 6 Jahren Geliebtendasein, endlich frei, frei, frei.


 © Flora von Bistram für „Elke“ 2001